Autoreninnengespräch mit Kerstin Rachfahl zu Tisifones Tochter
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Thriller

  • Ann-Kristin Vinterberg
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  • August 1, 2019

Autoreninnengespräch mit Kerstin Rachfahl zu Tisifones Tochter

Heute ist wieder Zeit für ein Autoreninterview. Seit dem letzten Autorengespräch habe ich nichts mehr geschrieben. Ich war auf einer Weiterbildung, und dann habe ich Urlaub gemacht. Wirklich Urlaub, wo ich alles andere habe alles andere sein lassen. Und es geht mir gut.

Aber die wunderbare Autorin Kerstin Rachfahl hat in der Zwischenzeit für mich gearbeitet und die Interviewfragen beantwortet.

Ich habe eines von Kerstins Büchern aus Neugierde gekauft, das war im letzten Jahr oder vor zwei Jahren. Warum weiß ich nicht mehr, ob es das Cover war oder der Klappentext oder der Hinweis, dass es in Rom spielte. Dann lag das Buch eine Zeit auf meinem Kindle-SUB und als ich es endlich las, war ich so sehr von der Geschichte, der Sprache und der Autorin begeistert, dass ich sofort mehrere ihrer Bücher gelesen habe. Noch nicht alle, aber ich arbeite dran. Kerstin ist eine sehr begabte Selfpublisherin, sie wagt sich an ungewöhnliche Themen, ruft starke Frauen ins Leben und recherchiert sauber. Das habe ich beim ersten Lesen sofort gemerkt. Damit und mit ihrer wunderbaren Sprache hat sie mich geködert. Ich bin noch lange nicht fertig mit dieser Autorin, die für mich wirklich eine besondere Entdeckung am Selfpublisher-Himmel ist.

Und jetzt genug von mir. Es geht heute um Kerstin Rachfahl und ihrem neuesten Buch.

Worum geht es in deinem neuen Roman Tisiphones Tochter?

Es geht um eine Auftragskillerin, die es lange Zeit geschafft hat, unentdeckt zu bleiben. Doch langsam zieht sich die Schlinge enger um sie und was erschwerend hinzukommt, sind ihre inneren Konflikte zu ihrem Leben.

Wie bist du auf das Thema der Romanidee gekommen?

Schon vor ewigen Zeiten hatte ich eine sehr düstere Szene geschrieben, von einer Frau in einer Todeszelle, wo ein Pater ihr die letzte Beichte abnimmt. Bisher fiel es mir schwer, meine Hauptfigur einen Job ausüben zu lassen, den ich selbst völlig verurteile. Auf der anderen Seite ziehen mich dunkle Figuren mehr an, als helle.

So liebte ich meine Rolle als die böse Stiefmutter von Schneewittchen total und bin völlig darin aufgegangen. Meine Regisseurin Bärbel Kandizorra war super. Sie sagte zu mir, du brauchst einen Grund, weshalb du so bist, denk dir eine Geschichte dazu aus, und das gelang mir. Ich war so gut in der Rolle, dass die Kinder echt Angst hatten sich ein Autogramm bei mir zu holen, selbst einige Erwachsene waren verunsichert.

Die Idee zu Skylar kam nicht aus dieser Rolle, eher aus der Frage, was kann einen Menschen zu einem solchen Beruf treiben? Ich hatte panische Angst davor, wie meine Leser/innen auf die Figur reagieren. Können sie Sympathie für sie empfinden? Können sie mit ihr fühlen? Du weißt selbst, dass die Hauptcharaktere eine Geschichte tragen. Wenn also die Leser/innen die Figur verabscheuen, werden sie auch das Buch nicht mögen.

Wo gab es Hochs und Tiefs beim Schreiben?

Bei jedem Buch, das ich schreibe, gehe ich durch ein Wechselbad der Gefühle. Am schlimmsten war bei diesem Buch, weil ich gern wollte, dass es mit einem Happy-End für Skylar endete. Doch wie soll das möglich sein für eine Auftragskillerin, die derart viele Menschen getötet hat? Sie hat mich ehrlich an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Bei welcher Szene ging es dir richtig gut?

Wo sie als Kulturjournalistin unterwegs ist und auf Rees trifft. Wo sie mit Fitzgerald in der Küche kochte. Ich liebe Fitzgerald, er ist der weltbeste Butler, und ich wünschte, er wäre in meinem Leben. Und Skylar als Maria.

Wo war es schwer?

Jeder Mord war total schwierig für mich. Der Streit mit ihrer geliebten Schwester. Die Verzweiflung von Gracie. Zum Ende hin, wo sie wie ein Hase in der Falle sitzt.

Was ist für dich die Schlüsselszene?

Es ist nicht eine. Es sind ganz viele. Die Geschichte war für mich wie ein Puzzlestück, und es hat mich mordsmäßig viel Überarbeitung gekostet, weil ich selbst beim Schreiben immer wieder verunsichert war, wohin es geht.

Was ist deine Botschaft, deine Motivation?

Tiefer zu schauen. Menschen nicht nur nach ihrem Handeln, also den äußeren Symptomen zu beurteilen, sondern sie ganzheitlich zu betrachten und nach den Ursachen zu forschen. Außer es liegt eine psychologisch schwere Störung vor, gibt es immer ein Warum.

Um welches Thema kreist du in deinen Büchern?

Menschen, Menschen, Menschen und vor allem Frauen. Ich habe einfach keine Lust mehr Bücher zu lesen, wo die Frauen trottelig sind, sich verlieben und ihre Stärke finden, wo sie die Königin an der Seite eines starken Königs sind und sich nur um die Bedürfnisse andere kümmern. Ich möchte Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Frauen, die die Welt reagieren und Fehler machen. Ja klar, sie dürfen lieben, doch deshalb müssen sie doch keine dummen, hübschen Dinger sein, die ständig gerettet werden müssen.

Was liest du gerade?

Deep Work, ein Sachbuch, wie man es schafft in der heutigen Zeit, sich wirklich intensiv in der Arbeit zu verlieren und warum das so wichtig ist. Ich brauche das total, und zwar egal, um was für eine Arbeit es sich gerade handelt. Schreiben, Buchhaltung, Rechnungen schreiben, Marketing machen oder Bilanzen. Unserer heutigen Zeit ist voll mit Ablenkungen, Anforderungen, wenn du eine E-Mail nicht innerhalb von ein paar Minuten beantwortest, dann werden die Leute schon ungeduldig. Da reden wir noch gar nicht von den Social Media Plattformen, wo du ständig liken, posten und kommunizieren sollst.

Welche Filme siehst du gerade?

Keinen. Ich schaue selten Filme, meistens nur mit meiner Familie. Den letzten Film, der mich total beeindruckt hat, der jedoch auch unendlich traurig ist, war „A Star is Born“ mit Bradley Cooper und Lady Gaga. Sie hat mich zutiefst in ihrer Performance beeindruckt, weil sie derart tief in ihre eigenen Emotionen gegangen ist. Ich denke, sie war nach den Dreharbeiten völlig fertig.

Welches Buch würdest du gerne als Film sehen?

Mein Eigenes: Die Bundespräsidentin. Ich habe es geschrieben mit Veronika Ferres im Gedanken, als ich ihr Interview zu der Wahl des Bundespräsidenten gehört habe, wo sie mit abstimmen durfte. Ich habe sogar extra einen Drehbuchkurs besucht und das Schreiben an eine Filmproduktionsfirma (ihre) geschrieben und es doch nie gewagt, es loszuschicken. Ein Drehbuch zu schreiben ist einfach etwas völlig anderes, und ich setzte mich lieber an eine neue Geschichte, als das Drehbuch zur Bundespräsidentin zu schreiben.

Welche Musik hörst du gerade?

Yiruma der südkoreanische Pianist. Ich liebe seine Alben Healing Piano, First Love, Blind Film oder the Best of. Kiss in the Rain ist nur eines der superschönen Stücke. Das lässt mich völlig runterfahren, vor allem, wenn ich dazu noch Yoga mache.

Einen Fun-Fact zu dir …

Im Grunde meines Herzens bin ich ein total introvertierter Mensch. Ich würde am liebsten als Einsiedlerin irgendwo im Wald mit den Tieren leben oder im Meer. Ich liebe die Stille, wenn man taucht. Oder auf dem Berg, der seit Urzeiten steht und wo ich mit meinem Leben noch nicht mal ein Sandkorn in der Zeit seiner Existenz darstelle. Aber ist das ein Fun-Fact?

 

Neugierig geworden? Dann besuche Kerstin auf ihrer Webseite: www.kerstin-rachfahl.de. Dort  erhältst du mehr Informationen über ihre Romane, Neuerscheinungen und aktuellen Buchprojekte. Oder melde dich zu ihrem Newsletter an und erfahre als erstes, wann ein neuer Roman von ihr erscheint.

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  • Ann-Kristin Vinterberg
  • Gehört, Uncategorized
  • Juni 11, 2019

Gesprach mit Leonie Haubrich über Dünenkind

Nachdem ich den stürmischen Thriller von Leonie Haubrich „Dünenkind“ gelesen habe, wollte ich einfach gern ein Interview mit der Autorin haben. Ich hatte Glück. Denn so wie der Wind auf der Hallig recht stürmisch weht, so bekam ich auch Rückenwind von Leonie.  Schau der Autorin gerne über die Schulter, hör vom Schreibprozess und lass dich inspirieren. Hier sind ihre Antworten.

Worum geht es in deinem Buch?
Vor dreißig Jahren hat Marissa die fiktive Nordseehallig Hulhan verlassen, um sich in Italien ein ganz eigenes Leben als Literaturübersetzerin aufzubauen. Weil ihr Vater sterbenskrank ist, kehrt sie in ihre ehemalige Heimat zurück. Langsam begreift sie, dass dort schon immer einiges vor sich geht, was sie als Kind und Jugendliche nicht sehen wollte. Doch Wegsehen ist nicht immer die beste Lösung und kann sich auch als sehr gefährlich erweisen.

Wie bist du auf das Thema der Romanidee gekommen?
2016 las ich in der Tageszeitung „Die Welt“ einen Bericht über den Hochsand Blauort. Mich hat nicht nur der Name fasziniert, sondern auch die Landschaft, all die Mythen und Sagen über untergegangene Städte, über Inseln, die im Meer versinken und manchmal wieder auftauchen. Es hat eine ganz besondere Faszination. Wer einmal da gewesen ist, kennt auch die unglaubliche Farbvielfalt, die Meer und Watt zeigen können.

Wo gab es Hochs und Tiefs beim Schreiben?
Die Idee entwickeln, das ist für mich das absolute Hoch, auch das Schreiben. Ich genieße es, mich von der Geschichte Tag für Tag weitertreiben zu lassen. Das Überarbeiten wird dann richtige Arbeit, aber da bin ich froh, einen so tollen Lektor an meiner Seite gehabt zu haben.

Bei welcher Szene ging es dir richtig gut?
Mir geht es eigentlich immer beim Schreiben richtig gut.

Wo war es schwer?
Spätestens bei der 3. Überarbeitung wird es anstrengend, weil man selbst die Distanz zum Text verliert und sich immer wieder einen Ruck geben muss, um auch die letzten Fehlerchen nicht zu übersehen.

Was ist deine Botschaft, deine Motivation?
Nichts ist schlechter als wegzusehen, davon wird nichts besser.

Um welches Thema kreist du in deinen Büchern?
Im Grunde geht es in all meinen Büchern um Familien und Familienbeziehungen, weil die zu den engsten gehören, die wir Menschen haben. Sie bieten das größte Potential für Liebe wie auch für Hass.

Was liest du gerade?
„Der Spiegel“, heute am Abend kommt ein neues Buch dran, aber noch kann ich mich nicht entscheiden.

Welche Filme siehst du gerade?
Da es bei uns gerade sehr turbulent zugeht, komme ich aktuell nicht zum Fernsehen.

Welches Buch würdest du gerne als Film sehen?
Es gibt einen tollen Bildband, der „Zauberhütten“ heißt, am liebsten würde ich einmal eine Dokumentation über all die besonderen Orte sehen, die dort „nur“ fotografiert sind.

Welche Musik hörst du gerade?
Triosonaten von Zelenka.

Einen Fun-Fact zu dir …
Früher habe ich selten Sandalen getragen, weil meine Zehen sich nicht berühren, sie stehen mit Lücken nebeneinander. Mit zunehmendem Alter wird mir das aber zunehmend egaler.

 

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  • Ann-Kristin Vinterberg
  • Gelesen, Uncategorized
  • Mai 31, 2019

Dünenkind von Leonie Haubrich

Marissa hat sich nach ihrer Flucht von der Hallig Hulhan in Italien ein Leben als Übersetzerin und Lektorin aufgebaut. Dort erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater Arne bald sterben wird und er sie sehen möchte. Marissa spürt, dass es noch zu viele Enden in ihrer Biografie gibt und packt ihren Koffer. Vor über dreißig Jahren hat sie Hulhan nach einem Initiationsritus schlagartig verlassen und ist niemals mehr zurückgekehrt. Mit im Gepäck reisen ihre Dämonen, die sie seit der Nacht auf der Bake Hochsand nicht mehr losgeworden ist.

Leonie Haubrich hat einen atmosphärisch dichten Roman geschrieben, der mich gefesselt hat. Ich bin ganz in die Geschichte am Meer eingetaucht, hörte das Rauschen des Meeres und Krächzen der Möwen, den Sog der Strömung und mir gruselte vor der ungesunden Atmosphäre auf der Hallig.

Immer wieder gab es Kapitel, die auf die Zeit um die Abreise von Marissa zurück schauen, lange bleibt der Leser unschlüssig, wer nun der Böse ist, was den Sog der Spannung erhöht. Dünenkind ist spannend, aber nicht blutig, sondern eher gruselig, weil man das Gefühl hat, dass auf der Hallig überall das Böse lauert, ohne das die Einwohner sich dessen bewusst sind.

Die Autorin hat eine Sprache, in die man eintaucht wie bei einem Tauchgang im Meer, man fühlt sich getragen, erfrischt. Es war mir ein Vergnügen diesen Roman zu lesen, mein erster von Leonie Fröhling, und ganz bestimmt nicht der Letzte. Es ist vor allem die Sprache, die präzis jedes Wort setzt, so dass sie die Geschichte trägt und trotzdem gut klingt ohne gestelzt wie die Wattwanderer daher zu kommen. Ein Lesevergnügen für alle, die das Meer lieben, die Spannung suchen und gut geschriebene Spannungsliteratur schätzen.

Das Layout verdient auch ein Lob – ich liebe die flügelschlagenden Möwen. Wirklich ein mit Liebe gestaltetes Buch, das die Autorin ihren Lesern in die Hand legt.

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  • Ann-Kristin Vinterberg
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  • April 7, 2019

An einem sonnigen Frühlingstag mit Judith Winter im „Finsterwald“

Heute ist ein Offline-Tag für mich. Das erste Wochenende seit langem, wo ich einfach Familienzeit habe, Sonne getankt, mir die ersten kleinen Knospen auf den Bäumen angeschaut und Fotos geschossen habe, als wir bei Fredensborg spazieren gegangen sind, und ich habe sogar zweimal leckere Himbeeren genascht. Das kommt dem Himmel auf Erden verdächtig nah. Erst Himbeeren in Form von Kuchen, dann als Eis, und wer mich kennt, der weiß, dass ich Himbeeren über alles liebe. Damit kann man mich wirklich verwöhnen. Wieder zu Hause ging es schnell. Ich musste „Finsterwald“ fertig lesen. Der Mörder stand kurz davor, die gefangene Frau zu töten.

Die Reihe um die beiden Frankfurter Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou war mir bisher unbekannt.
Aber als ich den Thriller anfing zu lesen, fand ich die Personenkonstellation interessant. Eine Italienerin, die sich mit ihrer Familie herumschlägt, vor allem mit einer dominanten Mama und einem Macho-Bruder, und eine Halbchinesin. Für Chinesen habe ich ein Faible, seitdem ich ein Kind aus dem Land der Mitte adoptiert habe, und deshalb bin ich solchen Charakteren sehr aufgeschlossen gegenüber. Aber okay, mit der italienischen Em verbindet mich zumindest die Liebe zum italienischen Wein und Essen.

Finsterwald ist ein Thriller, der viele Dinge hat, die man schon kennt (gefangene Frau, Täter wurde als Kind misshandelt usw.), der aber zum Schluss die Kurve kriegt und absolut an Spannung gewinnt. Die Auflösung fand ich überraschend gut.

Kurz zum Inhalt von Judith Winters Finsterwald

Kommissarin Emilia Capelli hat sich nachts in einem Waldstück verfahren, als ein gehetzter Mann ihr vors Auto springt. Dieser hat gerade im angrenzenden Wald die Leiche einer Prostituierten entdeckt. Doch diese Tat war keine Affekthandlung, wie die Autopsie zeigt: Der Täter hat die Frau monatelang gefangen gehalten.
Kurz darauf gibt es einen neuen Mord. Eine Lehrerin wird im Schlafzimmer ihres Hauses ermordet und in einer seltsamen Pose hergerichtet.
Capelli und ihre Partnerin Mai Zhou vermuten schnell einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten, aber noch ist der Mörder nicht gefasst, und er hat sich schon sein nächstes Opfer ausgesucht …

Meine Beurteilung des Thrillers Finsterwald

Ich fand Finsterwald gruselig und spannend, immer durchzogen von einer latenten Bedrohung durch die Nebenhandlung. Außerdem spielt die Autorin ja mit einer Grundangst, dem „finsteren Wald“, in dem kleine Kinder verloren gehen können, wo das Böse lauert. Und in diesem Thriller ist das buchstäblich so.

Die Ermittlerinnen mag ich, sie sind kompetent, hartgesotten, manchmal ein wenig zu maskulin, aber das braucht es sicher, um sich in dieser Welt der Kommissare als Frau zu behaupten. Ein wenig erinnern sie mich an die Personen aus skandinavischen Krimis, aber die sind ja auch hoch in Kurs in Deutschland, also sollte es mich nicht wundern.

Spannend war das Buch, allerdings wird die Aufmerksamkeit des Lesers durch eine Nebenhandlung mit einer entführten Studentin, die in einem gruseligem Haus festgehalten wird, sehr gefordert. Hier hat mir das psychologische Feingefühl, die Personencharakteristika sehr gefallen. Natürlich ist es absolut nichts Neues, dass jemand gefangen gehalten wird, aber genial war die Auflösung des Falles am Schluss. Mir haben vor allem die letzten hundert Seiten den Atem geraubt, da konnte ich einfach nicht schnell genug lesen, was meine Familie auch zu spüren bekam.

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  • Ann-Kristin Vinterberg
  • Gelesen
  • März 7, 2019

Die Reise geht mit Linus Geschke nach Tannenstein

Ist Selbstjustiz ein Weg? Das habe ich mich gefragt, als ich Linus Geschkes Thriller „Tannenstein“ letzte Woche gelesen habe. Vielleicht erinnerst du dich noch wie ich an den Fall Marianne Bachmeier, die am 6.März 1981 den Mörder ihres Kindes im Gerichtssaal erschoss. Es war der erste Fall von Selbstjustiz in der Bundesrepublik nach dem Krieg. Die Öffentlichkeit war gespalten. Die einen sahen in der Mörderin eine verzweifelte Mutter, die anderen warfen Bachmeier vor, sie habe die Tat akribisch geplant.
Heute kennen wir Selbstjustiz eher bei den Ehrenmorden aus dem Milieu der Migranten und Asylanten. Und gerade dieses Thema, Selbstjustiz, ist der Faden, mit dem der Autor Linus Geschke seinen Roman gestrickt hat.

Linus Geschkes Tannenstein ist ein blutiger Thriller

Dieses Buch lässt mich mit einer Gänsehaut zurück. Und mit gemischten Gefühlen. Der Autor hat sich ein Thema vorgenommen, für das man kaum Worte finden kann. Selbstjustiz oder ein Rachefeldzug, weil die Gewaltenteilung nicht die wirklich Schuldigen bestrafen kann. Eine Verzweiflungstat oder eine Tat aus Liebe, was auch immer: Ist das die moralisch richtige Entscheidung? Hier kommt Ethik ins Spiel und an seine Grenzen.

Alles fängt in dem kleinen Ort Tannenstein, nahe der tschechischen Grenze, an. Dort werden elf Menschen in einem Lokal niedergeschossen. Später kommen noch andere Morde dazu, und immer ist der Wanderer für die Taten verantwortlich. Diesen mysteriösen Killer will Alexander Born, Ex-Bulle und Ex-Strafgefangener, zur Strecke bringen.

Der Wanderer verfolgt ein Ziel, wenn er mordend durch Europa zieht, doch welches, bleibt lange unklar, wie so vieles, was sich erst zum Ende des Thrillers hin erschließt. Borns Motivation dagegen ist glasklar. Er will den Mord an seiner Lebensgefährtin Lydia rächen. Born ist getrieben von Rache und Liebe und taucht immer mehr in die Welt der Russenmafia ein.

Linus Geschke liefert klare und gut lesbare Prosa

Linus Geschke schreibt klar, schnörkellos und direkt, und trotzdem auch mit einer atmosphärischen Dichte, die mich fasziniert:

Ein in Beton gegossenes Bild der Trostlosigkeit, vergessen und abgehängt vom Rest der Welt. (Tannenstein, S.217)

oder

Der gesamte Ort lag wie ausgestorben da, nur die Bäume schienen miteinander in einer Sprache zu flüstern, die niemand verstand.(Tannenstein, S. 340)

Wie es sich für einen Thriller gehört, prescht die Handlung voran. Allerdings ist dieses Buch keine leichte Kost. So brutal wie die Welt der Russenmafia ist, so werden ihre Aktivitäten auch beschrieben. Das sind keine Szenen für Zartbesaitete. Ich musste manchmal schlucken. Die Realität ist immer noch grausamer als Literatur. Der Gedanke ist fast nicht auszuhalten.

Ich fand den Thriller fesselnd, Sprache und Handlung haben mich angefixt, so dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, getrieben von einer Spannung, die sich von der ersten Seite aufbaut und sich bis zum Schluss durchträgt. Kurze Kapitel reihen sich aneinander wie die Munition in den Maschinengewehren auf den Seiten und werden mit einem präzisen Schuss abgeliefert. Ich wollte weiterlesen, herausfinden, warum der Wanderer mordet. Born, dieser Polizist, der sich zum Rächer aufspielt und selbst keine weiße Weste hat, ist eine gut gezeichnete Figur, schillernd und so untypisch.

Ist Selbstjustiz in einem Rechtsstaat ein notwendiges Übel?

Was zurückbleibt: Tannenstein ist ein blutiger, brutaler, aber auch kurzweiliger Thriller, der sich mit den Themen Moral und Selbstjustiz auseinandersetzt. Ich bleibe mit einem Unbehagen zurück:  Kann unser politisches System die Täter dieser Verbrecherkartelle wirklich kontrollieren? Oder sind uns – Rechtsstaat hin und her – letztendlich die Hände gebunden? Folgen, wenn Köpfe rollen, nicht gleich die Kronprinzen, die wieder den Thron der Macht und Gewalt besteigen? Ist Selbstjustiz der Weg? Und wenn ja, wann haben wir das Recht, diese auszuüben? Hatte der Wanderer diese Lizenz zum Töten? Hat Born sie? Haben wir sie? Ist die Selbstjustiz ein legitimer Weg für den Staat, wenn die Politik ihm die Hände bindet?

Ist diese Spirale der Gewalt nicht endlos? Wie und wer kann sie durchbrechen? Wenn wir nichts tun, wenn uns die Hände gebunden sind: Wer kämpft den Kampf für die Schwachen in diesem Spiel?

Eine Regierung ist nur eine gute Regierung, hat der dänische Liedermacher Kim Larsen gesagt, wenn sie sich um die Schwachen kümmert.

Wer wird sich also der Frauen und Kinder annehmen, die hier verbraucht werden? Eine deprimierende Lesung, denn es gibt einfach keine befriedigende Antwort. Zumindest habe ich sie noch nicht gefunden. Wenn du sie hast, dann teile sie mir gerne mit.

Ach ja: Ich behaupte ja, dass die gewisse Prise „Liebe“ in jedem Genre zu finden ist, und dass ich deshalb Liebesromane schreibe. Auch hier, auf diesem blutigem Thrillerpapier, geht es um Liebe. Eine Liebe, die sich pervertiert und zur Rache wird; es geht um die Liebe junger Frauen, die ihre Familien unterstützen wollen und dabei Hilfe bei den falschen Männern suchen. Traurig, aber wahr.

Linus Geschke: Tannenstein. dtv 2019

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