Gelesen: Kalt ruht die Nacht
Kalt ruht die Nacht von Michaela Abresch war ein Überraschungsgeschenk. Die Auslieferung des acabus Verlags hatte mir dieses Buch irrtümlich geschickt. Kein Problem, das kann passieren. So stand ich nicht mit einem historischen Familienroman in der Hand, sondern mit einem historischen Krimi in meinem Zimmer. Das dachte ich zumindest, aber in der Eile hatte ich nicht gründlich gelesen. Denn es war kein historischer Kriminalroman aus dem Westerwald, den ich in der Hand hielt, sondern eine ganze kleine Bibliothek von Kriminalgeschichten. Man könnte auch sagen: Ich hatte jetzt ein Buchregal vollgepackt mit Krimis aus verschiedenen Epochen. Oder eine Dessertplatte mit vielen kleinen Geschichten-Naschereien.
So unterschiedlich die Erzählungen auch sind. Eins ist ihnen gemeinsam: Alle sind sie, egal ob wir ins Mittelalter, in die Neuzeit oder um die Zeit der Reformation reisen, im Westerwald angesiedelt.
Und jetzt darf ich noch einmal beichten. Ich hatte eine ungefähre Ahnung, wo der Westerwald liegt, aber ich habe es gegoogelt. Und wissen Sie es? Es ist eine schöne Gegen, hügelig – wenn man in Dänemark lebet würde man eher von gebirgig reden …
Die Erzählungen sind sehr verschieden, aber immer gut erzählt, voller Überraschungen und spannender Figuren. Schon die erste Geschichte, die Ende des Winters in Seck, im Jahre 1410 angesiedelt ist, überzeugte mich. Michaela Abresch hat das Umfeld gut recherchiert. Eine der Hauptpersonen ist eine Benediktinerin, und die mittelalterliche Welt wird wunderbar aufs Papier gebannt.
Aber auch andere Geschichten haben mich berührt, vor allem die Geschichte der Lotte, wo ich das Gefühl hatte, dass Täter selbst Opfer der Gesellschaft sind. Diese Geschichte hat mich durch den feinen psychologischen Schliff überzeugt.
Die Sprache liest sich gut, die Bilder, die die Autorin aufs Papier zaubert, sind sehr aussagestark, fangen die Situation und Stimmung ein. Ich mochte den Stil.
Das Buchdesign ist wunderschön gestaltet, mit Blumenranken, die sich vom Cover bis in die Unterteilung der Szenenabschnitte verzweigen. Ein liebevoll gestaltetes Buch.
Fazit: Es ist gut, sich vom Leben überraschen zu lassen und das dankbar anzunehmen, was es einem in die Hände legt. Ich hätte selbst keine Augen für dieses Buch gehabt, doch als es in mein Leben getragen wurde, habe ich mich beschenkt gefühlt und gut unterhalten.
Das ist der Sinn eines Buches. Emotionen zu wecken, zu unterhalten und herauszufordern. All das hat die Autorin Michael Abresch geschafft.
Michaela Abresch
Kalt ruht die Nacht.
Historische Kriminalgeschichten aus dem Westerwald.
Acabus-Verlag 2017
ISBN 978-3-86282-538-7